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Kommt die Stunde, kommt das Unternehmen; Software ist die neue Einnahmequelle

Aktualisiert Oktober 10, 2025
7 Minuten

Grundkurs Digitale Produkte und Plattformen - Teil 4/4

Der Gedanke, dass "jedes Unternehmen ein Softwareunternehmen ist", hat tiefgreifende Auswirkungen auf den Bereich der unabhängigen Softwareanbieter (ISVs) und der Digital Native Companies und verändert deren Rolle und Bedeutung in der digitalen Wirtschaft grundlegend. Dieses Konzept, das von Branchenführern wie Satya Nadella und Marc Andreessen mit der Aussage "Software is eating the world" populär gemacht wurde, verdeutlicht die zunehmende Bedeutung von Software als Motor für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Kundennutzen in allen Branchen, unabhängig von ihrem primären Fokus.

Warum können wir keine Softwareprodukte und Plattformen bauen?

Unternehmen sind ständig auf der Suche nach innovativen Wegen, um ihre Einnahmequellen zu diversifizieren und der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein.

Einer der umwälzendsten Trends ist der Wechsel zu softwaregesteuerten Umsatzmodellen. Dieser Paradigmenwechsel ist nicht nur ein strategischer Schritt, sondern eine Notwendigkeit im digitalen Zeitalter.

Durch die Entwicklung eigener Softwarelösungen können Unternehmen neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die auf die sich verändernden Kundenbedürfnisse eingehen. Diese softwaregesteuerten Angebote können über verschiedene Modelle monetarisiert werden, z. B. über Abonnementdienste, Pay-per-Use und Lizenzvereinbarungen.

Software ermöglicht es Unternehmen, ihren Kunden personalisierte und nahtlose Erlebnisse zu bieten. Durch den Einsatz von Datenanalyse und KI können Unternehmen Einblicke in das Verhalten und die Vorlieben ihrer Kunden gewinnen und so ihre Angebote anpassen und die Kundenzufriedenheit verbessern. Dies wiederum fördert die Kundentreue und eröffnet neue Umsatzmöglichkeiten durch Cross- und Upselling.

Software ist die neue Einnahmequelle

Beispiel: GE und Predix-Plattform

GE erkannte die Notwendigkeit, innovativ zu sein und angesichts der Industrie 4.0 wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Unternehmen erkannte, dass Digitalisierung und Automatisierung der Schlüssel zum Erhalt seiner Führungsposition im Industriesektor sind. Daher investierte GE stark in die Entwicklung von Predix, einer cloudbasierten Plattform für das industrielle Internet der Dinge (IIoT).

Die Verlagerung auf Software hat erheblich zum Gesamtumsatz von GE beigetragen. Predix hat es GE ermöglicht, seinen Kunden neue Mehrwertdienste anzubieten und traditionelle Produktangebote in umfassende Lösungen zu verwandeln, die die digitale Transformation vorantreiben.

Dies hat nicht nur neue Einnahmequellen geschaffen, sondern GE auch als führendes Unternehmen im Bereich des IIoT positioniert.

Das Aufkommen der Predix-Plattform hat eine Art Asymmetrie zwischen Kunden und Anbietern geschaffen, bei der GE von einem Softwarekonsumenten zu einem Softwarehersteller wird und mit anderen Softwareherstellern auf gleicher Augenhöhe zusammenarbeitet.

GE erkannte, dass seine Predix-Plattform über Fähigkeiten verfügt, die das Angebot von PTC, einem führenden Softwareunternehmen, das sich auf computergestütztes Design (CAD), Product Lifecycle Management (PLM) und IoT-Lösungen spezialisiert hat, erweitern könnten. Im Jahr 2015 gingen GE und PTC eine strategische Partnerschaft ein.

Im Rahmen der Vereinbarung hat PTC Predix in seine ThingWorx IoT-Plattform integriert. Diese Integration ermöglicht es PTC, seinen Kunden erweiterte industrielle IoT-Funktionen anzubieten und dabei die umfassenden Branchenkenntnisse und fortschrittlichen Analysen von GE zu nutzen.

Verlagerung auf Dienstleistungen und Plattformen

Das Aufkommen der Denkweise "jedes Unternehmen ist ein Softwareunternehmen" unterstreicht auch den Bedarf an erweiterbaren und interoperablen Softwarelösungen. Unternehmen suchen Software, die sich an ihre spezifischen Anforderungen anpassen und nahtlos in bestehende Systeme und Arbeitsabläufe integrieren lässt.

Beispiel: John Deere

John Deere, ein bekannter Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, wird traditionell nicht als IT-Unternehmen angesehen. John Deere hat jedoch das Potenzial der digitalen Transformation erkannt und sich in den Softwarebereich vorgewagt, um sein Produktangebot zu verbessern und seinen Kunden einen Mehrwert zu bieten. Eine seiner bemerkenswerten Initiativen ist die Entwicklung von Softwarelösungen auf der Grundlage von ERP-Plattformen.

John Deere konzentrierte sich auf die Entwicklung von Softwarelösungen, die sich in gängige ERP-Plattformen wie SAP und Oracle integrieren lassen. Diese Lösungen umfassen:

  • Farm Management Software: Tools für die Verwaltung von Feldarbeiten, die Ernteplanung und die Ressourcenzuweisung.
  • Überwachung und Wartung von Geräten: Echtzeitüberwachung des Gerätezustands, vorausschauende Wartung und Optimierung der Maschinennutzung.
  • Management der Lieferkette: Bessere Sichtbarkeit und Kontrolle über die landwirtschaftliche Lieferkette, von der Saatgutbeschaffung bis zum Vertrieb der Produkte.
  • Datenanalyse und Einblicke: Fortschrittliche Analysetools, die Landwirten helfen, datengestützte Entscheidungen zu treffen, um Ertrag und Effizienz zu verbessern.

Der Vorstoß von John Deere in die Entwicklung von ISV-Lösungen auf der Grundlage von ERP-Plattformen zeigt, wie Unternehmen, die nicht aus der IT-Branche kommen, ihr Fachwissen nutzen können, um wertvolle Softwareprodukte zu entwickeln.

Durch die Integration dieser Lösungen in bestehende ERP-Systeme hat John Deere sein Produktangebot erweitert, neue Einnahmequellen geschaffen und seinen Kunden einen erheblichen Mehrwert geboten. Dieses Beispiel veranschaulicht das Potenzial von Nicht-IT-Unternehmen, im digitalen Zeitalter durch strategische Softwareentwicklung und -integration innovativ und erfolgreich zu sein.

Integration und Eco-Systemspiel

Angesichts der zunehmenden Kommerzialisierung von Software und der wachsenden Bedeutung von Abonnementmodellen verlagern ISVs ihren Schwerpunkt von Einzelprodukten auf umfassende Serviceangebote und plattformbasierte Lösungen.

Unternehmen können sich der Plattformstrategie anschließen, indem sie Partner des Ökosystems werden und beginnen, auf dem Marktplatz der Plattform zu agieren.

Während das Unternehmen seine eigene Erfahrung und Expertise in seinem spezifischen Bereich nutzen kann, kann es die Plattformexpertise des Softwareanbieters nutzen, um gemeinsam einen spezifischen und kontinuierlichen Mehrwert für den Markt zu schaffen.

Beispiel: Sandvik Building Software Verticals auf Microsoft Dynamics 365

Sandvik, ein weltweit tätiger Maschinenbaukonzern, der sich auf die Bereiche Bergbau und Gesteinsabbau, Metallzerspanung und Werkstofftechnik spezialisiert hat, hat seine umfassende Branchenkenntnis genutzt, um spezielle Softwarelösungen zu entwickeln. Sandvik erkannte die Notwendigkeit integrierter digitaler Tools zur Steigerung der betrieblichen Effizienz und Produktivität und entwickelte auf der Microsoft Dynamics 365-Plattform vertikale Softwarelösungen.

Sandvik hat mehrere Schlüsselbereiche innerhalb seines Betriebs und seines Kundenstamms identifiziert, in denen digitale Lösungen einen erheblichen Mehrwert bieten könnten.

Durch die Integration dieser Lösungen in Microsoft Dynamics 365 wollte Sandvik eine umfassende, branchenspezifische Software anbieten, die auf die besonderen Herausforderungen seiner Kunden im Bergbau- und Fertigungssektor eingeht.

Durch den Aufbau dieser vertikalen Software auf Microsoft Dynamics 365 stellte Sandvik die nahtlose Integration mit einer leistungsstarken ERP- und CRM-Plattform sicher. Die Integration bot die Grundlage, Integrationen und Infrastrukturelemente über:

  • Einheitliche Datenverwaltung: Zentralisierte Verwaltung von Betriebs-, Finanz- und Kundendaten, die einen ganzheitlichen Blick auf die Unternehmensleistung ermöglicht.
  • Verbesserte Analytik: Nutzen Sie die fortschrittlichen Analyse- und KI-Funktionen von Dynamics 365, um tiefere Einblicke in die Geräteleistung, den Wartungsbedarf und die betriebliche Effizienz zu erhalten.
  • Verbesserte Kundenbindung: Integrieren Sie Funktionen für das Kundenbeziehungsmanagement, um die Bereitstellung von Dienstleistungen und die Kundenzufriedenheit zu verbessern.

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Zusammenarbeit und Co-Kreation

Und schließlich fördert das Bestreben, Software zu einer Einnahmequelle zu machen, eine Kultur der Zusammenarbeit und gemeinsamen Entwicklung zwischen ISVs, ihren Kunden und anderen Akteuren des Ökosystems, in diesem Fall den Unternehmen. Indem sie eng mit ihren Kunden zusammenarbeiten, um deren Probleme und Anforderungen zu verstehen, können Unternehmen gemeinsam Lösungen entwickeln, die reale Herausforderungen angehen und greifbare Geschäftsergebnisse liefern.

Ebenso ermöglichen Partnerschaften mit ergänzenden ISVs, Technologieanbietern und Branchenexperten den Unternehmen, kollektives Fachwissen und Ressourcen zu nutzen, um Innovationen zu beschleunigen und den gemeinsamen Erfolg zu fördern.


Siemens Healthineers
, ein führendes Medizintechnikunternehmen, setzt auf Software-Innovationen, um die Gesundheitsversorgung und die Ergebnisse für Patienten zu verbessern. Mit seiner digitalen Gesundheitsplattform teamplay stellt Siemens Healthineers Gesundheitsdienstleistern Tools für die Datenaggregation, -analyse und -zusammenarbeit zur Verfügung, mit denen sie klinische Arbeitsabläufe optimieren, die Diagnosegenauigkeit verbessern und die betriebliche Effizienz steigern können. Durch den Einsatz von Softwarelösungen und KI-gestützter Diagnostik versetzt Siemens Healthineers Gesundheitseinrichtungen in die Lage, eine personalisierte, wertorientierte Versorgung zu bieten und die Komplexität der modernen Gesundheitsversorgung zu bewältigen.

Anhand von Fallstudien von Unternehmen wie General Electric, John Deere, Siemens Healthineers und der Sandvik Group sehen wir, wie Unternehmen aus den verschiedensten Branchen Software und digitale Technologien nutzen, um die Transformation ihres Geschäfts voranzutreiben, das Kundenerlebnis zu verbessern und neue Wachstumsmöglichkeiten zu schaffen.

Fazit

Da sich die digitale Wirtschaft weiter entwickelt, werden Unternehmen weiterhin innovativ sein, zusammenarbeiten und sich neu erfinden, um in einer zunehmend softwarezentrierten Welt relevant zu bleiben und Software als neue Einnahmequelle zu fördern.

Die ganze Zeit über waren Unternehmen die Empfänger von Software-Innovationen. Im Laufe der Zeit sind sie dann dazu übergegangen, mit Software zu transformieren, und jetzt sind Unternehmen bereit, mit Software zu stören. Wir befinden uns an einem wunderbaren Punkt, an dem wir eine weit verbreitete Innovation in der gesamten Software-Lieferkette erleben, und ich glaube, das Beste kommt noch.

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