Dieser Blog ist zuerst bei Medium erschienen. Er wurde von uns ins Deutsche übersetzt.
Bei vielen Führungskräften aus Technik und Wirtschaft wächst die Erkenntnis, dass die Cloud (zu) hohe Kosten verursacht und diese mit der Anwendung von FinOps gezähmt werden müssen. Denn genauso wie die Tribbles (putzige Pelztiere die sich rasant vermehren) aus der ersten Star Trek Serie, vervielfachen sich die Kosten in der Cloud rasant.
Um FinOps besser zu verstehen, drehen wir das Bild einfach mal um. Was wäre, wenn die Prämisse nicht darin bestünde, die Cloud-Ausgaben zu senken, sondern diese zu erhöhen? Nicht nur ein bisschen, sondern deutlich! Und das nicht nur einmal oder zweimal, sondern Jahr für Jahr kontinuierlich um 20%.
Sie fragen sich vielleicht, warum jemand das wollen würde? Nun, was ist, wenn mit zunehmender Cloud Kapazität (und damit höheren Kosten) mehr Benutzer, mehr Transaktionen und mehr genutzte Dienste einher gehen; also mehr Umsatz! Und während wir immer mehr erreichen, müssen wir uns ständig hinterfragen: Arbeiten wir immer noch effizient?
Dieser Zyklus des Wachstums (steigende Nachfrage) bei gleichzeitiger Suche nach Möglichkeiten die Kosten für einen Dienst zu optimieren, gibt es in allen Unternehmen schon immer. Der logische erste Schritt besteht darin, Transparenz zu schaffen und Daten zu sammeln, um daraus eine Übersicht zu erstellen, wo das (Cloud-) Geschäft möglicherweise ineffizient ist. Dies kann das Identifizieren von Mustern wie plötzlichen Verbrauchsspitzen sein, das konsequente Verfolgen von Hinweisen auf Budgetüberschreitungen, oder einfach das Erkennen von Cloud-Diensten die wirtschaftlich keinen Sinn mehr ergeben und nicht profitabel sind.
Effizienz zu fördern und zu überwachen ist wichtig. Die Stärke von gutem FinOps liegt darin, dass sich die Geschäftsfunktionen gemeinsam mit der technologischen Entwicklung weiterentwickeln.
Das "Machen" (Dinge effizient zu machen/zu halten) erfordert eine gescheite Methodik, um Veränderungen zu verfolgen und kontinuierliche Verbesserung zu unterstützen. Eine gute Quelle für solche Ansätze ist zum Beispiel Lean, welches die Erkenntnis nutzt, dass Kosten, Qualität und Nutzen miteinander verbunden sind und daher gemeinsam gesteuert werden müssen. Nur so kann eine hohe Kundenzufriedenheit erreicht werden.
Die Gefahr sich mit FinOps zu verrennen, besteht darin, sich zu eng auf Kostensenkungen zu konzentrieren, ohne diese zu verstehen. Dies kann zu einem Teufelskreis aus Schuldzuweisungen und der Jagd nach Problemen führen, die nicht greifbar sind und in einen negativen Kostensenkungszyklus abdriften.
Der beste Weg, dies zu vermeiden, besteht darin, unterschiedliche Abteilungen im Unternehmen mit ins Boot zu nehmen, um FinOps zu unterstützen. Führt das Marketing Werbemassnahmen durch, welche die Nachfrage in die Höhe treiben können? Konzentriert sich der Vertrieb auf Wachstum mit neuen Produktfunktionen oder einer neuen Version? Kennt die Finanzabteilung die fixen und variablen Kosten eines bestimmten Projekts und damit die Kriterien, um es rentabel zu machen? Können abteilungsübergreifende Prozesse harmonisiert werden, um weniger redundant zu sein, oder so optimiert werden, dass sie nur bei Bedarf Ressourcen verbrauchen? Daten brauchen Kontext, und Kontext kann helfen, eine Strategie oder Absicht zu beschreiben. Und Kontext kann nur durch das Zusammenbringen von Menschen geschaffen werden.
Themen wie Preise, Qualität und Nachfrage können mit gut informierten Entscheidungen ebenfalls deutlich einfacher zu handhaben sein.
(Cloud-) Unternehmen effizient zu machen erfordert ein Umdenken und Zusammenarbeit. Ein grosses Missverständnis besteht darin, dass es bei der Cloud-Migration nur darum geht, CapEx in OpEx für die IT-Infrastruktur umzuwandeln. In Tat und Wahrheit geht es um die Evolution und Innovation der Buchhaltungs- und Betriebsfunktionen in Richtung Zusammenarbeit und gegenseitige Befruchtung von Ideen, um die Problemlösung zu fördern und die Kunst der Effizienz (einschliesslich des Cloud-Verbrauchs) zu balancieren.
Die Aufgabe von FinOps besteht nicht darin, wild loszustürmen und die Cloud-Verbrauchskosten zu senken, sondern den Cloud-Verbrauch effizient zu gestalten. Dies kann nur mit Verständnis des Kontexts und einer ganzheitlichen Sichtweise auf das Unternehmen erreicht werden. Dabei sind Inputs aus Vertrieb, Marketing, Strategie und natürlich Finanzen notwendig, um die Punkte kontinuierlich miteinander zu verbinden.
Dies ist mein zweiter Artikel in meiner Serie über die Cloud. Den vorherigen Artikel finden Sie hier: Die Cloud ist Schei*e, lang lebe die Cloud!
In naher Zukunft möchte ich einen Artikel mit detaillierten Anwendungsbeispielen innerhalb von FinOps nachzureichen.