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Im Duell: IREB/CPRE gegen IIBA/BABOK Guide – Teil 2: IREB/CPRE

27 Nov, 2014
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Den ersten Teil meiner Blogreihe über Good-Practices im Requirements Engineering und der Business Analyse habe ich dem BABOK Guide des IIBA gewidmet. Im zweiten Teil werde ich nun den CPRE des IREB beschreiben.

CPRE

Das IREB (International Requirements Engineering Board) gibt den Lehrplan für CPRE (Certified Professional for Requirements Engineering) heraus. Es gibt aktuell einen Foundation-Level und zwei Advanced-Levels (ein dritter ist in Vorbereitung). Während der Foundation Level einen guten Überblick über die Themen des Requirements Engineering gibt und geeignet ist, ein gemeinsames Verständnis zur Thematik zu vermitteln, gehen die darauf aufbauenden Module des Advanced Levels detaillierter auf einzelne Themen ein. Der Advanced Level setzt mehrjährige Berufserfahrung in der Thematik voraus.

Foundation Level

Im Foundation Level, zu dem es auch ein Buch [Basiswissen RE] gibt, werden folgende Bereiche behandelt:

Grundlagen
Es wird auf die Motivation für Requirements Engineering, die Rolle, Haupttätigkeiten und Eigenschaften eines Requirements Engineers sowie auf Anforderungsarten eingegangen.

System und Systemkontext
Der Systemkontext und seine Darstellung als Kontext- oder Use-Case-Diagramm wird besprochen.

Anforderungen ermitteln
Dieser Abschnitt erklärt Anforderungsquellen, Stakeholder, verschiedene Ermittlungstechniken (Kreativtechniken, Beobachtungstechniken, Befragungstechniken, dokumentenbasierte Techniken, unterstützende Techniken) und das Kano-Modell.

Anforderungen dokumentieren
Die Dokumentationsformen für Anforderungen (informal, semi-formal, formal), typische Dokumentenstrukturen (inklusive Glossar) und Qualitätskriterien für die Anforderungen werden diskutiert.

Natürlichsprachliche Anforderungen
Hier liegt der Schwerpunkt auf Kommunikation, Transformationseffekte und der Dokumentation mit Satzschablonen.

Modellbasierte Dokumentation
Die modellbasierte Dokumentation befasst sich mit dem Modellbegriff, Perspektiven auf Anforderungen (Struktur-, Funktions-, Verhaltensperspektive), Zielmodellen, Use Case Spezifikationen sowie Use-Case-, Entity-Relationship-, Klassen-, Datenfluss-, Aktivitäts- und Zustandsdiagrammen.

Anforderungen prüfen und abstimmen
Die Qualitätsaspekte von Anforderungen, Review-Techniken (Stellungnahme, Walkthrough, Inspektion) und die Abstimmung von Anforderungen inklusive Konfliktarten und -lösung werden abgehandelt.

Anforderungen verwalten
Anforderungen werden mit Hilfe von Anforderungsattributen verwaltet. Sichten auf Anforderungen sowie die Priorisierung, Verfolgung, Versionierung und Änderung von Anforderungen werden thematisiert.

Werkzeugunterstützung
Eine Übersicht über die Arten und Eigenschaften von Requirements Engineering Werkzeugen wird gegeben und die Einführung von Werkzeugen besprochen.

Advanced-Level "Elicitation & Consolidation"

Beim Advanced Level "Elicitation & Consolidation" stehen, wie der Name schon andeutet, Erhebungs- und Konfliktlösungstechniken im Vordergrund.

Fähigkeiten des Requirements Engineers
Neben der Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten, Massnahmen zur Weiterbildung und Kenntnis des Veränderungsprozesses in Organisationen, wird hier das Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun behandelt.

Anforderungsquellen
Aufbauend auf den Bereich "Anforderungen ermitteln" des Foundation Levels wird sehr stark auf das Stakeholder Management eingegangen. Insbesondere steht der Benutzer des Systems in Form von benutzerzentrierten Requirements Engineering und Personas im Fokus. Weiterhin wird auf die Verwendung von Dokumenten und von operativen Systemen zur Anforderungsermittlung eingegangen.

Ermittlungstechniken
Dies ist der grösste Bereich des Lehrplans. Es werden über 20 Ermittlungstechniken detailliert vorgestellt und ihre Eignung in verschiedenen Projektsituationen beleuchtet.

Konsolidierungstechniken
Der letzte Teil beschäftigt sich mit Konfliktarten in Bezug auf Anforderungen,  Konfliktverlauf und Konfliktlösungsmethoden sowie Hilfstechniken zur Konsolidierung.

Advanced-Level "Requirements Modeling"

Hier geht es um die Modellierung von Anforderungen mit verschiedenen Techniken.

Grundlagen der Modellierung im Requirements Engineering
Die Grundlagen der Modellierung und ihre Einsatzmöglichkeiten, Stärken und Schwächen werden dargestellt. Ausserdem werden Kriterien zur Beurteilung von Modellen beschrieben.

Informationsmodellierung
Die Modellierung von Informationen wird hauptsächlich auf Basis von Klassendiagrammen eingeführt und die Bewertung und Evolution von Informationsmodellen untersucht.

Funktions- und Verhaltensmodellierung
Use Cases und Use Case Diagramme werden detailliert eingeführt und darauf aufbauend die Funktionsmodellierung mit Datenflussdiagrammen und Aktivitätsdiagrammen beschrieben. Ausserdem werden noch Zustandsdiagramme vorgestellt und das Zusammenspiel von Funktion und Verhalten analysiert.

Szenarienmodellierung
Bei diesem etwas kürzeren Abschnitt steht die Modellierung von Szenarien mit Hilfe von Sequenzdiagrammen im Vordergrund.

Zusammenspiel von Modellen
Die Themen Management und Qualitätssicherung von Modellen sowie die Einbettung von Modellierung in den Requirements Engineering Prozess werden behandelt.

Anmerkungen zum CPRE

Beim CPRE Foundation Level ist, mit wenigen Ausnahmen, der Lehrstoff auf die tägliche Arbeit des Requirements Engineers ausgerichtet. Etwas exotisch ist der letzte Bereich „Werkzeugunterstützung“, da die meisten Requirements Engineers gar nicht oder sehr selten eine RE-Werkzeug-Einführung mitmachen werden. Diesen Abschnitt hätte man meiner Meinung nach weglassen und dafür die anderen Themen ausführlicher behandeln können.

Der gesamte Stoff des Foundation Levels bietet einen sehr guten Überblick über die Tätigkeiten eines Requirements Engineers. Er ist nicht nur für Requirements Engineers empfehlenswert, sondern auch für alle an Anforderungen interessierten Personen wie Projektleiter, Tester oder Product Owner. Allerdings werden die Themen nicht in der Tiefe behandelt. Dafür gibt es dann die Advanced Module zu den Themen Elicitation & Consolidation, Requirements Modeling und (hoffentlich) bald auch Requirements Management.

Den Abschluss dieser Blogreihe wird ein Vergleich zwischen IREB/CPRE und IIBA/BABOK bilden.

Literatur

[Basiswissen RE] K. Pohl, C. Rupp: Basiswissen Requirements Engineering, dpunkt.verlag GmbH, 2011

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