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Vor lauter Agilität sehe ich das Produkt nicht mehr

23 May, 2023
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Agilität stellt das Produkt in den Mittelpunkt und fordert aufgrund des systemischen Führungsansatzes neue Regeln im Führungssystem und der Unternehmenskultur. Alles, was ich jedoch höre, ist «Agile». Wo bleibt bitte das Produkt?

Agilität ist schon lange kein Trend mehr, sondern Mainstream und immer mehr Firmen führen agile Frameworks wie Scrum, LEss oder SAFe ein. Schaut man jedoch genauer hin, ist noch lange nicht überall wo Agilität draufsteht, auch Agilität drin. Dies freut die vielen agile Coaches, die gerne schreiben, spannende Videos drehen und teilweise für ziemlich grossen Wirbel sorgen. Doch ehrlich gesagt, sind mir persönlich viele davon zu laut oder sorgen für Diskussionen, die es teilweise gar nicht bräuchte.

Wir können noch lange über agile Wertesysteme, Prinzipien oder Frameworks philosophieren, doch um was geht es wirklich? Es geht darum, ein neues Führungssystem zu etablieren, aber vor allem um das von agile Coaches häufig nicht beachtete Produkt.

Being Agile vs. Doing Agile (Quelle: SwissQ)
Being Agile vs. Doing Agile (Quelle: SwissQ, Adaption aus dem Buch «Auf dem Weg zur agilen Organisation» von Torsten Scheller)

Was viele nicht wissen, ist, dass Agilität auf dem systemischen Führungsansatz aufbaut. Entsprechend ist Agilität meiner Auffassung nach nichts anderes als die Lösung, die Unternehmen dabei unterstützt, eine neue Firmen- und Führungskultur zu etablieren. Frech behaupte ich jedoch, dass sich sehr viele Personen im Management dieses Fakts nicht bewusst sind. Was so einige Stolpersteine erklärt.

Entsprechend ist meine Hypothese, dass die Frameworks nur eine Übergangslösung in ein neues Führungssystem und moderne Unternehmenskultur sind. Je fortgeschrittener also die Unternehmen im Thema sind, desto irrelevanter werden die Frameworks als solches. Dies haben uns Unternehmen wie z.B. Spotify mit ihrem eigenen Framework gezeigt. Warum also nicht auch andere?

Doch was bleibt dann noch, wenn wir keine agilen Frameworks mehr nutzen?

Mehr Produkt – weniger Agilität

Richtig! Eine Produktorganisation, welche sich darauf fokussiert, Produkte so zu gestalten, dass sie Nutzergruppen einen Wert liefern und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Dies gilt insbesondere für die Softwareentwicklung, kann aber problemlos auch auf die Eventindustrie, das HR, oder auch das Marketing übertragen werden. Die essenzielle Frage, die sich dann stellt, ist: Was ist oder sind unsere Produkte?

Leider ist das Produkt-Mindset jedoch selten vorhanden. Zum Schutz der agile-Coaches muss man sagen, dass viele nicht aus der «Produkt-Ecke» kommen. Wie auch? Ist das Produkt Mindset in der digitalen Welt, insbesondere in Europe noch immer Mangelware. Das führt aber zum nächsten Thema.

Aufgrund der agilen Frameworks spriessen die Produktrollen nur so aus dem Boden. Das Problem? Die Leute, welche die Ehre haben, eine dieser Rollen auszuüben, müssen erst mal in der Rolle ankommen. Sie müssen herausfinden, was es dann bedeutet, Product Owner, Area Product Owner oder Product Manager zu sein. Agilität wird hier zur Randerscheinung und ist vielmehr als Rahmenbedingung zu sehen, in der sich jemand in einer Produktrolle zurechtfinden darf. Und genau dafür braucht es auch Leute, die sich mit den agilen Frameworks auskennen. Fokus ist hier das Stichwort!

Nichtsdestotrotz soll der Fokus auf dem Produkt sein und nicht auf der Agilität unabhängig davon wer, wie laut schreit! Dies weil ich Agilität als Hilfsmittel zur Produktentwicklung sehe und nicht als Trend. Die essenzielle Frage ist daher: Was brauche ich, um mein auf den Kunden ausgerichtetes Produkt zu unterhalten, aber auch kontinuierlich weiterzuentwickeln!?

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