Am 27. September trafen sich 800 Führungskräfte aus Business und IT in der Samsung Hall in Zürich. Anlass dazu waren die beiden Konferenzen Agile Leadership Day und re.formation, die bewusst am selben Ort durchgeführt wurden. Somit konnten Entscheider aus Business und IT gemeinsam abgeholt werden. Und miteinander reden. Denn nur gemeinsam können die Schweizer Unternehmen mit den Auswirkungen der Digitalisierung umgehen.
„Wir produzieren Schrauben und das ist total spannend!“ Prof. Dr. Stefan Michel erklärt uns in der Keynote, warum das Unternehmen Bossard ein neues Lager für Schrauben in Zug baut, eines der teuersten Pflaster der Welt. Die Transformation ist für das Traditionsunternehmen keine Zukunftsmusik mehr, sondern seit Jahren Alltag. Und ihr Aktienkurs zeigt, dass man mit der Kombination aus moderner Technik und der traditionellen Schraubenherstellung ein starkes Gewinnwachstum erzielen kann.
Ich war, wie auch die letzten Jahre, als Fotograf an der Konferenz unterwegs und kann sagen: Der Ton hat sich gewandelt. In den letzten Jahren ging es primär darum, sich darauf einzustellen, dass die Welt sich wandeln wird. Dieses Jahr haben sich die Vorträge mehr darum gedreht, wie Unternehmen sich erfolgreich gewandelt haben. Die Akzeptanz ist da und jetzt geht es darum, mit dem konstanten Wandel umzugehen. Ein paar Beispiele:
Es gibt kein B2B-Business mehr
Steve Denning, Forbes Autor, hat die markante Aussage in den Raum gestellt:
There is no such thing as B2B Business.
Seine Begründung ist, dass es letztlich immer darum geht, Endkunden zufrieden zu stellen. Die Grössten dieser Welt machen genau das: Amazon, Google, Apple, Facebook und Microsoft verkaufen alle Produkte und Dienstleistungen an Endkonsumenten. Nur wer den Nutzen des Endkonsumenten im Auge hat, kann in der heutigen Welt bestehen.
Wie die Abschaffung der MbOs zu besserer Performance führt
Die weite Verbreitung von agilen Vorgehensweisen in den Unternehmen kann nur mit motivierten Mitarbeitern funktionieren. Die Einräumung von Freiräumen und Gestaltungsspielraum gibt es längst nicht mehr nur bei Unternehmen wie Google. Martin Scholl, CEO und Vorsitzender der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank erklärte in seinem Vortrag, warum Selbstbestimmung der Mitarbeitenden eine bessere Performance bringt als die alten MbOs.
Die Business Transformation ist Wirklichkeit
Ich bin ein Digitaler Nomade. In der Eröffnungsrede zeigte Chairman Adrian Zwingli ein Foto, auf dem ich im Elbsandsteingebirge bei Dresden sitze. Das Foto ist keine zwei Wochen alt. Dazwischen war ich auf dem höchsten Berg Tschechiens, drei Tage wild campen in den Alpen und bin aktuell unterwegs nach Rügen an der Ostsee. Mein Büro ist, wo mein Laptop ist.
In der Vergangenheit habe ich ein wenig geschmunzelt, wenn grosse Unternehmen darüber diskutiert haben, dass die Welt sich ändern wird. Das hat sich geändert. Inzwischen ist allen klar, dass wir mitten drin sind und wir über Details in der Umsetzung reden. Nicht alle werden dabei eine „digital company“ werden. Bossard baut weiter Schrauben, z.B. für Tesla. Aber sie bieten digitale Zusatzleistungen, die es ihnen erlauben, eine höhere Gewinnmarge zu erreichen, als ein reiner Werkzeughersteller. So wie ich meine Fotos digital erstelle – dann aber als gedruckte Werke verkaufe.
Fazit
Jedes Unternehmen muss seine eigene Strategie entwickeln, um mit der 7x24 Stunden Gesellschaft umzugehen. Die beiden Konferenzen Agile Leadership Day und re.formation in Zürich haben spannende Vorträge aus der Praxis geboten. Genauso wichtig dürften aber die Gespräche in den Pausen gewesen sein. Die Frage „wie hast Du das gemacht?“ ist ein wichtiger Schritt zum „so machen wir es künftig“.